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Gin

Mitte des 17. Jahrhunderts eigentlich als Mittel gegen Magenbeschwerden entwickelt, wurde aus dem Genever die Spirituose Gin. Heutzutage ist das aromatisierte Destillat aus keiner gut sortierten Bar wegzudenken, wird er doch zum Mischen von Cocktails, wie dem Martini, genauso gerne, wie zum puren Genußtrinken verwendet. Grund genug einmal etwas tiefer in die Geschichte rund um den Gin einzutauchen.

Wer hat Gin erfunden?

Bei dem klassischen Gin handelt es sich um einen klaren Branntwein, der mit Wachholder und verschiedenen Gewürzen aromatisiert wird. Aber wer hat's erfunden? Aller Wahrscheinlichkeit nach war es der französische Arzt Francois de la Boe, 1614 in Hanau geboren, gilt ganz nebenbei als Gründer der naturwissenschaftlichen Medizin und entwickelte Mitte des 17. Jahrhunderts Tropfen aus Alkohol und Wachholder, die gegen Magenbeschwerden helfen sollten. Statt in der Medizin fand der sogenannte Genever dann jedoch seine Bestimmung in den Bars Europas. Zuerst wurde Gin nur in Holland getrunken, brachten britische Soldaten in Folge des Holländisch-Spanischen Krieges die Spirituose mit auf die heimische Insel und nannten den Genever von nun an Gin. Der Wachholderschnaps wurde dann ab 1769 von Gordon Co. in Nordlondon als ein 3-fach gebrannter Gin hergestellt. Da vor allem billig und hochprozentig, war der Gin besonders in den unteren Schichten beliebt. Bars wurden fortan auch als "Gin Mills" bezeichnet und der Alkoholismus in der Bevölkerung stieg an. Gin bekam den Namen "mother's ruin" (Mutters Ruin) verpasst und galt als Teufelszeug, das unter anderem auch für die steigenden Todesfällen in London verantwortlich gemacht wurd.

Die Geschite des Gin (vom Billig-Fussel zum Klassiker)!

1751 griff die britische Regierung ein und beschloss den Gin Act ("Tippling Act"). Alle Gin Geschäfte wurden nun von Magistraten überwacht und der Gin nur an lizensierte Händler verkauft. Das führte dazu, dass die Qualität des Wachholderschnapses anstieg und auch in der Upper Class das Interesse am Gin wuchs. Dank Missernten, die zu einer Verteuerung des Getreides und damit des Gins führten, und einer Verfeinerung des Herstellungsprozesses wurde Gin in den folgenden Jahren zu einem Edeldestillat. Vor allem rund um London, zum Beispiel im Londener Vorort Finsbury oder im Viertel Bloomsbury, wurde der Herstellungsprozess des Gins weiterentwickelt und verfeinert. 1826 wurde zum Beispiel ein Apparat zur kontrollierten Destillation erfunden und noch mehr hochwertiger Gin konnte destilliert werden. Auch der London Dry Gin und der Gin Tonic erblickten im 19. Jahrhundert das Licht der Bar-Welt.

Wie wird Gin hergestellt?

Laut Gesetz muss der Gin aus Ethyalkohol hergestellt werden, der wiederum aus einem natürlichen Gärungsprozess entsprungen sein muss. Der Neutralalkohol muss mindestens 90% Volumen haben und wird aus Getreide, wie Gerste oder Mais, destilliert. In der EU-Verordnung ist festgelegt, dass der fertige Gin einen Mindestalkoholgehalt von 37,5% Volumen haben muss. Der Gin kann auf drei verschiedenen Arten hergestellt bzw. aromatisiert werden. Erst einmal wird der Neutralalkohol destilliert und dann entweder im Kaltauszug, Heißauszug oder mit der Mehrfacharomatisierung weiterverarbeitet.

Bei dem Kaltauszug werden die benötigten Gewürze und Aromen zerkleinert und dem Gin zugefügt. Sie werden entweder in Netzen zugesetzt oder angerührt. Der Alkohol mit den zugegebenen Aromen muss dann mehrere Wochen ziehen. Danach wird der Gin gefiltert und verdünnt.

Beim Heißauszug werden die Aromen und Gewürze ebenfalls zerkleinert, jedoch im 70 Grad heißen Alkohol gekocht, damit die Aromen ihre Öle an den Gin abgeben.

Bei der Mehrfacharomatisierung wird der Wasserdampf des Alkohols durch bestimmte Siebe geleitet. Darin liegen die Gewürze. Sie werden durch den Alkoholdampf aufgenommen. Auch kann der heiße Alkohol über die Siebe gegossen werden. Nur so entsteht der Destilled Gin.

Welche verschiedenen Gin Sorten gibt es?

Zwar werden alle Gin-Arten auf Basis von hochprozentigem Neutralalkohol hergestellt, hier enden jedoch nicht selten die Gemeinsamkeiten. Denn neben Wachholder werden den einzelnen Gin-Arten auch noch verschiedene Kräuter zugesetzt. Ebenfalls auf die Abfüllung kommt es an. So kann zwischen vier verschiedenen, klassischen Gin-Typen unterschieden werden: Trockener Dry Gin, London Dry Gin, süßerer Old Tom Gin und süßerer sowie würziger Plymouth Gin. Dem Gin ähnlich, aber aufgrund der Herstellungsweise kein reines Destillat, sind auch der Genever und der Sloe Gin. In den letzten Jahren ist ebenfalls eine neue Gin-Art, der New Western Dry Gin, enstanden, der eine besonders starke Aromanote hat.

Trockener Dry Gin
Bei der Herstellung des Dry Gins werden dem Neutralalkohol die Gewürze und Aromen nacheinander zugesetzt. Auch Farbstoffe und künstliche Aromen dürfen verwendet werden. Der Dry Gin ist ungesüßt, hat ein besonders starkes Wachholderaroma und schmeckt etwas bitter sowie leicht nach Zitrone.

London Dry Gin
Im Gegensatz zum klassischen Dry Gin werden die Gewürze bei der Herstellung des London Dry Gin alle zusammen dem Neutralalkohol zugefügt. Danach wird ein weiteres Mal destilliert. Farbstoffe dürfen übrigens nicht zugefügt werden. Pro Liter dürfeb ebenfalls nur 0,5 Gramm Zucker zugegeben werden. Der London Dry Gin ist besonders würzig und schmackt stark nach Wachholder.

Old Tom Gin
Der Old Tom Gin hat eine besonders lange zurückliegende Geschichte. Im 18. und 19. Jahrhundert war der eher süße Gin besonders beliebt. Seine Süße erreicht der Gin, indem der Zucker erst nach dem Destillationsvorgang zugeben wird. Aktuell wird der lange vergessene Old Tom Gin immer häufiger konsumiert, da er sich durch die Süße besser als der Dry Gin zum Mixen von Cocktails eignet.

Plymouth Gin
Wo Plymouth draufsteht ist auch Plymouth drin. Nur Gin, der auch wirklich in der britischen Stadt Plymouth bebraut wurde, darf den Namen Plymouth Gin tragen. Er ist sehr aromatisch, fruchtig und hat ein volles Aroma. Er wird dreifach destilliert und es dürfen keine Bitterstoffe zugegeben werden.

New Western Dry Gin
Erst in den letzten Jahren hat sich der New Western Dry Gin vor allem als "Shot" etabliert. Im Gegensatz zum klassischen Dry Gin schmeckt der New Western Dry Gin weniger nach Wachholder, sondern mehr nach anderen Aromen. So wirkt der Geschmack besonders harmonisch.

Was sind die Botanicals im Gin?

Ein Gin wird erst durch die richtigen Gewütze und Aromen zu einem richtigen Gin. Diese Gewürze werden in der Fachsprache als Betanicals bezeichnet. Unter anderem zählen dazu Beeren, Kräuter oder Wurzeln. Ob einem also ein bestimmter Gin besonders mundet, liegt vor allem an der Zusammensetzung der Botanicals. Denn jede Marke hat ihr ganz eigenes Rezept. Normalerweise werden in einem Gin ca. 6 bis 10 Betanicals zugesetzt. Neben lokalen Gewürzen und Aromen muss jeder Gin jedoch das Aroma von Wachholderbeeren enthalten. Daneben werden vor allem Koriander, Zitrone oder Orange dem Gin zugesetzt.

Wie trinkt man Gin?

Bei vielen Gin-Fans stellt sich die gleiche Frage immer wieder bei jedem neuen Gin: pur oder mit Tonic Water? Die richtige antwort kann eigentlich nur heißen: sowohl als auch. Zwar findet man etliche Servierempfehlungen zu fast jedem Produkt im Netz. Und es gibt sicherlich Gins, die besser für Gin & tonic geeignet sind als andere, und eben auch solche Gins, die man unbedingt pur probieren muss (und vielleicht sogar ausschließlich pur trinken möchte). Doch wäre man ein guter Gin-Trinker und ein echter Kenner, würde man sich auf Empfehlungen anderer verlassen ohne selbst zu testen (beziehungsweise: zu tasten)?